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sonderbare Fehlreaktion viel Grund zum Nachdenken. Es schien, als sei er den
Hügel neben der Straße nach Chepachet heruntergekommen und war, als er auf
ein dichtbewohntes Viertel stieß, nach links in die Hauptstraße eingebogen, wo
einige bescheidene Blocks von Geschäftshäusern den Eindruck des Städtischen
hervorrufen. An dieser Stelle beging er ohne sichtbaren Anlaß seinen
erstaunlichen Lapsus, er starrte für eine Sekunde das größte Gebäude vor ihm
komisch an und begann dann mit einer Anzahl hysterischer, verschreckter
Schreie wie wild davonzurennen, stolperte schließlich und fiel an der nächsten
Kreuzung hin. Nachdem hilfreiche Hände ihn aufgehoben und abgestaubt
hatten, fand man, daß er wieder bei Vernunft, körperlich unverletzt und
offensichtlich von seinem plötzlichen Nervenanfall geheilt war. Er murmelte
einige verlegene Erklärungen von einer großen Überanstrengung, die er
durchgemacht habe, dann ging er mit niedergeschlagenen Augen wieder die
Chepachet Street hinauf, er ging langsam weiter, ohne sich noch einmal
umzusehen. Es war seltsam, daß solch einem großen, robusten, normal und
tüchtig wirkenden Mann so etwas passieren konnte, und das Seltsame daran
wurde durch die Bemerkung eines Zuschauers nicht gemildert, der in ihm den
Mieter eines wohlbekannten Meiereibesitzers aus der Umgebung von
Chepachet erkannte. Er war, so stellte sich heraus, ein Polizei-Detektiv aus
New York namens Thomas F. Malone, der jetzt bei medizinischer Behandlung
nach einem übermenschlich anstrengenden Auftrag an einem schrecklichen
lokalen Kriminalfall, den ein Unglück hatte dramatisch werden lassen, einen
langen Krankheitsurlaub machte. Während einer Polizeirazzia, an der er
teilnahm, waren einige alte Ziegelbauten eingestürzt und die ungeheueren
Menschenverluste, sowohl unter den Gefangenen, wie unter seinen Kameraden,
hatten ihn außerordentlich entsetzt. Er hatte daraufhin einen akuten und
unnatürlichen Abscheu vor Gebäuden bekommen, die auch nur im entferntesten
an die erinnerten, welche eingestürzt waren, so daß schließlich Spezialisten für
Geisteskrankheiten ihm den Anblick derartiger Dinge auf unbestimmte Zeit
untersagten. Ein Polizeichirurg, der in Chepachet Verwandte hatte, schlug den
malerischen Weiler aus hölzernen Kolonialstil-Häusern als idealen Ort für
seelische Erholung vor; der Leidende hatte sich dorthin verfügt, nachdem er
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versprochen hatte, sich nie in die mit Ziegelhäusern bestandenen Straßen
größerer Gemeinden zu begeben, bis es ihm der Spezialist in Woonsocket, mit
dem er sich in Verbindung gesetzt hatte, erlauben würde. Sein Spaziergang
nach Pascoag, um Zeitschriften zu holen, war ein Fehler gewesen, und der
Patient hatte für seinen Ungehorsam mit Angst, Abschürfungen und
Demütigungen bezahlt.
Soviel war dem Klatsch von Chepachet und Pascoag bekannt, und soviel
glaubten auch die gelehrten Spezialisten. Aber Malone hatte zuerst den
Spezialisten viel mehr erzählt, und er hörte nur damit auf, als er merkte, daß
ihm lediglich völlige Ungläubigkeit zuteil wurde. Danach hielt er den Mund
und protestierte überhaupt nicht, als man allgemein übereinkam, daß der
Einsturz gewisser unsauberer Ziegelhäuser im Red-Hook-Viertel von
Brooklyn und der daraus resultierende Tod so vieler tapferer Polizeibeamter
sein nervöses Gleichgewicht erschüttert hatte. Alle sagten, er habe zu
angestrengt gearbeitet, als er versuchte, diese Brutstätten der Unruhe und
Gewalt auszukehren; manche Einzelheiten waren gewiß schockierend genug,
und die unerwartete Tragödie hatte ihm den Rest gegeben. Dies war die
einfache Erklärung, die jedermann verstehen konnte und da Malone nicht
dumm war, bemerkte er, daß er es dabei solle bewenden lassen. Würde er
phantasielosen Leuten gegenüber Andeutungen über Schreckliches jenseits des
menschlichen Begriffsvermögens machen - des Grauen der Häuser und
Häuserblocks und der Städte, die vom übel, das aus einer früheren Welt
stammt, zerfressen und krebsig sind -, man würde ihn in eine gepolsterte Zelle
stecken, anstatt ihn einen ruhigen Landurlaub machen zu lassen, und Malone
war trotz seines Hanges zum Mystischen ein vernünftiger Mann. Er besaß den
Weitblick des Kelten für das Unheimliche und Verborgene, aber das
aufmerksame Auge des Logikers für das nach außen hin Unwahrscheinliche,
eine Verbindung, die ihn in den zweiundvierzig Jahren seines Lebens weit vom
Weg abgebracht hatte und die ihn für einen Mann der Dublin Universität, der in
einer georgianischen Villa beim Phoenix-Park geboren wurde, in eine fremde
Welt versetzt hatte.
Und nun, da er die Dinge überdachte, die er gesehen, empfunden und
wahrgenommen hatte, begnügte sich Malone damit, ein Geheimnis für sich zu
behalten, das einen furchtlosen Kämpfer in ein zitterndes Nervenbündel
verwandeln könnte, das aus alten Slums mit Ziegelhäusern und einem Meer
dunkler, schwer deutbarer Gesichter einen Alptraum von geisterhafter
Vorbedeutung machen könnte. Es wäre nicht das erste Mal, daß er seine
Gefühle für sich behalten mußte - war nicht schon das Untertauchen im
Abgrund der Vielsprachigkeit der New Yorker Unterwelt ein Einfall jenseits
jeder vernünftigen Erklärung? Was konnte er den Prosaischen von alten
Hexenkünsten und unglaublichen Wundern erzählen, die nur dem
empfänglichen Auge inmitten des Giftkessels sichtbar werden, wo der
mannigfaltige Abschaum verderbter Zeitalter sein Gift mischt und seinen
abstoßenden Terror fortsetzt? Er hatte die grüne Flamme geheimer Wunder in
diesem lärmenden Tumult äußerlicher Gier und innerlicher Gotteslästerlichkeit
gesehen, und er hatte sanft gelächelt, als alle New Yorker, die er kannte ihn
wegen seiner Experimente in der Polizeiarbeit verspottet hatten. Sie waren
witzig und zynisch gewesen, hatten seine phantastische Suche nach
unbekannten Geheimnissen verlacht und ihm versichert, daß New York
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heutzutage nichts als Wertloses und Gewöhnliches bietet. Einer von ihnen hatte
eine große Summe mit ihm gewettet, daß er nicht einmal - trotz vieler
prickelnder Dinge in der Dublin Review, die ihm Ehre machten - eine wirklich
interessante Geschichte über das Leben der New Yorker Unterwelt schreiben
könne, und jetzt stellte er rückblickend fest, daß eine ungeheuere Ironie die
Worte des Propheten rechtfertigte, während sie gleichzeitig im geheimen ihre
leichtfertige Bedeutung widerlegte. Das Grauen, auf das er endlich einen Blick
geworfen hatte, reichte nicht für eine Geschichte - denn wie das Buch, das ein
deutscher Poe-Kenner zitiert, »es läßt sich nicht lesen - es erlaubt es nicht,
gelesen zu werden«.
II
Bei Malone war der Sinn für die verborgenen Geheimnisse, die es gibt, stets
gegenwärtig. In der Jugend hatte er die verborgene Schönheit und Verzückung
der Dinge empfunden und war Dichter geworden, aber Armut, Sorgen und Exil
hatten seinen Blick auf dunkle Regionen gerichtet, und es hatte ihn angesichts
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