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vorliegenden Fragen, die handelnden Personen kennen und richtig ansehen; er braucht kein feiner
Zweites Kapitel: Über die Theorie des Krieges 53
Inhalt
Menschenbeobachter, kein haarscharfer Zergliederer des menschlichen Charakters zu sein, aber er muß den
Charakter, die Denkungsart und Sitte, die eigentümlichen Fehler und Vorzüge derer kennen, denen er
befehlen soll. Er braucht nichts von der Einrichtung eines Fuhrwerks, der Anspannung eines Geschützes zu
verstehen, aber er muß den Marsch einer Kolonne seiner Dauer nach unter den verschiedenen Umständen
richtig zu schätzen wissen.
Alle diese Kenntnisse lassen sich nicht durch den Apparat wissenschaftlicher Formeln und Maschinerien
erzwingen, sondern sie erwerben sich nur, wenn in der Betrachtung der Dinge und im Leben ein treffendes
Urteil, wenn ein nach dieser Auffassung hingerichtetes Talent tätig ist.
Das einer hochgestellten kriegerischen Tätigkeit nötige Wissen zeichnet sich also dadurch aus, daß es in der
Betrachtung, also in Studium und Nachdenken, nur durch ein eigentümliches Talent erworben werden kann,
was, wie die Biene den Honig aus der Blume, als ein geistiger Instinkt aus den Erscheinungen des Lebens nur
den Geist zu ziehen versteht; und daß es neben Betrachtung und Studium auch durch das Leben zu erwerben
ist. Das Leben mit seiner reichen Belehrung wird niemals einen Newton oder Euler hervorbringen, wohl aber
den höheren Kalkül eines Condé oder Friedrich.
Es ist also nicht nötig, daß man, um die Geisteswürde der kriegerischen Tätigkeit zu retten, seine Zuflucht
nehme zur Unwahrheit und zu einfältiger Pedanterie. Es hat nie einen ausgezeichneten Feldherrn
beschränkten Geistes gegeben, und sehr zahlreich sind die Fälle, wo Männer, die in geringeren Stellen mit der
höchsten Auszeichnung gedient hatten, in der höchsten unter dem Mittelmäßigen blieben, weil die
Fähigkeiten ihres Geistes nicht zureichten. Daß auch selbst unter den Feldherrnstellen wieder ein Unterschied
gemacht werden kann nach dem Grad ihrer Machtvollkommenheit, versteht sich von selbst.
Das Wissen muß ein Können werden
Wir haben jetzt noch einer Bedingung zu gedenken, welche für das Wissen der Kriegführung dringender ist
als für irgendein anderes: daß es nämlich ganz in den Geist übergehen und fast ganz aufhören muß, etwas
Objektives zu sein. Fast in allen anderen Künsten und Tätigkeiten des Lebens kann der Handelnde von
Wahrheiten Gebrauch machen, die er nur einmal kennengelernt hat, in deren Geist und Sinn er nicht mehr
lebt, und die er aus bestaubten Büchern wieder hervorzieht. Selbst Wahrheiten, die er täglich unter Händen
hat und gebraucht, können etwas ganz außer ihm Befindliches bleiben. Wenn der Baumeister die Feder zur
Hand nimmt, um die Stärke eines Widerlagers durch einen verwickelten Kalkül zu bestimmen, so ist die als
Resultat gefundene Wahrheit keine Äußerung seines eigenen Geistes. Er hat sich die Data erst mit Mühe
heraussuchen müssen und diese dann einer Verstandesoperation überlassen, deren Gesetze er nicht erfunden
hat, und deren Notwendigkeit er sich zum Teil in dem Augenblick nicht einmal bewußt ist, sondern die er
großenteils wie mechanische Handgriffe anwendet. So ist es aber im Kriege nie. Die geistige Reaktion, die
ewig wechselnde Gestalt der Dinge macht, daß der Handelnde den ganzen Geistesapparat seines Wissens in
sich tragen, daß er fähig sein muß, überall und mit jedem Pulsschlag die erforderliche Entscheidung aus sich
selbst zu geben. Das Wissen muß sich also durch diese vollkommene Assimilation mit dem eigenen Geist
und Leben in ein wahres Können verwandeln. Dies ist der Grund, warum es bei den im Kriege
ausgezeichneten Männern so leicht vorkommt, und alles dem natürlichen Talent zugeschrieben wird; wir
sagen: dem natürlichen Talent, um es dadurch von dem durch Betrachtung und Studium erzogenen und
ausgebildeten zu unterscheiden.
Wir glauben durch diese Betrachtung die Aufgabe einer Theorie der Kriegführung deutlich gemacht und die
Art ihrer Lösung angedeutet zu haben.
Von den beiden Feldern, in welche wir das Kriegführen geteilt haben, der Taktik und Strategie, hat, wie wir
schon bemerkt haben, die Theorie der letzteren unstreitig die größeren Schwierigkeiten, weil die erstere fast
ein geschlossenes Feld der Gegenstände hat, die letztere aber sich nach der Seite der unmittelbar zum Frieden
Zweites Kapitel: Über die Theorie des Krieges 54
Inhalt
führenden Zwecke in ein unbestimmtes Gebiet von Möglichkeiten öffnet. Weil es aber hauptsächlich nur der
Feldherr ist, welcher diese Zwecke ins Auge zu fassen hat, so ist auch vorzugsweise derjenige Teil der
Strategie, in welchem er sich bewegt, dieser Schwierigkeit unterworfen. Es wird also die Theorie in der
Strategie, und besonders da, wo sie die höchsten Bestimmungen umfaßt, noch viel mehr als in der Taktik bei
der bloßen Betrachtung und Untersuchung der Dinge stehenbleiben und sich begnügen, dem Handelnden zu
jener Einsicht der Dinge zu verhelfen, die, in sein ganzes Denken verschmolzen, seinen Gang leichter und
sicherer macht, ihn nie zwingt, von sich selbst zu scheiden, um einer objektiven Wahrheit gehorsam zu sein.
Drittes Kapitel: Kriegskunst oder Kriegswissenschaft
Der Sprachgebrauch ist noch uneinig (Können und Wissen. Wissenschaft, wo bloßes Wissen; Kunst, wo
Können der Zweck ist)
Man scheint mit der Wahl immer noch nicht entschieden zu sein und nicht recht zu wissen, aus welchen
Gründen entschieden werden soll, so einfach die Sache auch ist. Wir haben schon anderswo gesagt, daß
Wissen etwas anderes sei als Können. Beides ist voneinander so verschieden, daß es nicht leicht verwechselt
werden sollte. Das Können kann eigentlich in keinem Buche stehen, und so sollte Kunst auch nie der Titel
eines Buches sein. Weil man sich aber einmal gewöhnt hat, die zur Übung einer Kunst erforderlichen
Kenntnisse (die einzeln völlige Wissenschaften sein können) unter dem Namen Kunsttheorie oder
schlechtweg Kunst zusammenzufassen, so ist es konsequent, diesen Einteilungsgrund durchzuführen und
alles Kunst zu nennen, wo ein hervorbringendes Können der Zweck ist, z. B. Baukunst; Wissenschaft, wo
bloßes Wissen der Zweck ist, Mathematik, Astronomie. Daß in jeder Kunsttheorie einzelne, vollkommene
Wissenschaften vorkommen können, versteht sich also von selbst und darf uns nicht irremachen.
Bemerkenswert aber ist noch, daß es auch kein Wissen ganz ohne Kunst gibt, in der Mathematik z. B. ist das
Rechnen und der Gebrauch der Algebra eine Kunst, aber hier ist noch lange die Grenze nicht. Die Ursache
ist: so grob und fühlbar der Unterschied zwischen Wissen und Können in den zusammengesetzten Produkten
der menschlichen Kenntnisse auch ist, so schwer sind beide in dem Menschen selbst bis zu einer völligen
Teilung zu verfolgen.
Schwierigkeit, das Erkennen vom Urteil zu sondern (Kriegskunst)
Alles Denken ist ja Kunst. Wo der Logiker den Strich zieht, wo die Vordersätze aufhören, die ein Resultat
der Erkenntnis sind, wo das Urteil anfängt: da fängt die Kunst an. Aber nicht genug: selbst das Erkennen des
Geistes ist ja schon wieder Urteil und folglich Kunst, und am Ende auch wohl das Erkennen durch die Sinne.
Mit einem Wort: wenn sich ein menschliches Wesen mit bloßem Erkenntnisvermögen ohne Urteil
ebensowenig als umgekehrt denken läßt, so können auch Kunst und Wissen nie ganz rein voneinander
geschieden werden. Je mehr sich diese feinen Lichtelemente an den Außengestalten der Welt verkörpern, um
so getrennter wird ihr Reich; und nun noch einmal: wo Schaffen und Hervorbringen der Zweck ist, da ist das
Gebiet der Kunst; die Wissenschaft herrscht, wo Erforschen und Wissen das Ziel ist. - Nach allem dem [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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